Arthrosetherapie mit Hyaluronsäure

Nach chronischen Rückenschmerzen sind chronische Gelenkschmerzen das zweithäufigste Krankheitsbild in der orthopädischen Praxis. Besonders betroffen sind die großen Gelenk der unteren Extremitäten (Hüft- und Kniegelenk), meist des „älteren“ Patienten. Meist liegt den Gelenkbeschwerden ein Verschleiß an Gelenkknorpel zu Grunde. Dieser gewährleistet mit der sog. Synovialflüssigkeit („Gelenkflüssigkeit“) ein reibungsloses Gleitverhalten der Gelenkpartner. Mit zunehmendem Alter kommt es zu einem natürlichen Verschleiß des Knorpels, er wird sprichwörtlich abgenutzt. Im fortgeschrittenem Stadium ist der Gelenkknorpel vollständig aufgebraucht und der darunter liegende Knochen liegt zunehmend frei (sog. Knochenglatze). Knochen verfügt über zahlreiche sensible Nervenfasern, welche nun gereizt werden und starke Schmerzen auslösen können. Dieser Prozess beginnt bereits in der 3.-4. Lebensdekade, die Ausprägung unterliegt starken individuellen Schwankungen. Zu den klassischen Arthrosezeichen gehören Schmerzen, welche unter Belastung zunehmen, Bewegungseinschränkungen der betroffenen Gelenke sowie die sog. „Anlaufschmerzen“, starke Schmerzen nach längerer Ruhepause welche sich nach den ersten Schritten wieder bessern.

Neben dem „natürlichen“ Alterungsprozess kann es auch zu vorzeitiger Arthroseentwicklung kommen. Die Ursachen sind mannigfaltig, zu den häufigsten zählen Fehlstellungen an Gelenken (z.B. „X- oder O-Beine“) welche zu Belastungsspitzen führen. Aber auch nicht versorgte Kreuzbandrupturen oder Meniskusschäden spielen eine wichtige Rolle. Gelenkfrakturen können durch die Zerstörung der Kongruenz der Gelenkpartner zu vorzeitigem Verschleiß führen. Zuletzt seien noch Stoffwechselstörungen (z.B. Gicht) und Diätfehler (Übergewicht) als Ursachen genannt.

Arthrose ist nicht heilbar, unter adäquater Therapie können die Schmerzen jedoch auch ohne Operation oft nachhaltig gebessert werden, auch wenn eine vollständige Beschwerdefreiheit nicht erreicht werden kann. Entscheidend ist jedoch, dass sich die Lebensqualität der Betroffenen dadurch deutlich bessert und der Zeitpunkt für eine kausale Therapie (z.B. künstliches Hüft- oder Kniegelenk) hierdurch verzögert wird. Dies bietet insbesondere bei jungen Patienten einen entscheidenden Vorteil!

Wenn eine bislang symptomlose oder –arme Arthrose zu akut einsetzenden Schmerzen führt, spricht man von einer sog. aktivierten Arthrose. Oftmals sind Bagatelltraumen oder ungewohnte starke bzw. lange Belastungen (z.B. Wanderung) die Ursache. Diese akute Schmerzphase kann erfolgreich mittels intraartikulärer Injektion von Entzündungshemmern (Kortison) therapiert werden, sollte jedoch Anlass dafür geben, nach eventuellen Ursachen, die ggf. einer kausalen Therapie zugänglich sind, zu fahnden. Sollte eine kausale Therapie nicht möglich oder sinnvoll sein, bilden NSAR (Entzündungshemmer), physikalische Maßnahmen, Reizstromtherapie sowie ggf. Physiotherapie und „Arthrosesportprogramme“ der Krankenkassen die Säulen der Therapie. Des Weiteren sollten „gelenkintensive“ Sportarten wie Handball, Fußball, Basketball, Joggen und Skifahren vermieden und auf gelenkschonende Sportarten wie Radfahren, Schwimmen oder Nordic Walking umgestiegen werden. Bei Übergewicht ist nach einer Gewichtsreduktion per so schon mit einer deutlichen Besserung der Beschwerden zu rechnen.

Zusätzlich können Injektionen von Hyaluronsäure in das betroffene Gelenk zu einer deutlichen Linderung der Beschwerden führen. In Einzelfällen konnte ich in meiner Praxis sogar ein nahezu vollständiges Verschwinden der Schmerzen über ein Jahr hinweg beobachten. Sicherlich sind solche Beobachtungen nicht die Regel und es handelt sich hierbei zweifelsfrei um Idealfälle, die meisten Patienten verspüren jedoch eine deutliche Besserung der Schmerzen und würden die Injektion auch weiterempfehlen.

Einen Überblick über die Arthrosebehandlung mittels intraartikulärer Injektion von Hyaluronsäure vermitteln Ihnen die folgenden Ausführungen:

Arthrosetherapie mit Hyaluronsäure
Indikation

Schmerzen an den Gelenken aufgrund von Arthrose, vor allem am Knie- und Sprunggelenk sofern keine kausale Therapie in Betracht kommt oder vom Patienten nach persönlicher Beratung nicht gewünscht wird.

Wirkungsweise

Hyaluronsäure wird hauptsächlich von der Gelenkhaut (Synovia) sowie der Knorpelzellen gebildet. Die molekulare Struktur der Hyaluronsäure erlaubt es, erhebliche Mengen an Wasser zu binden. Durch die zusätzliche Vernetzung der Hyaluronsäure entsteht dadurch eine visköse Flüssigkeit, welche als „Schmierstoff“ im Gelenk fungiert. Durch den zunehmenden Knorpelverschleiß und Reizung des Gelenkes kommt es durch Ausschüttung von Mediatoren zu einer Reizung / Entzündung der Gelenkhaut und die natürliche Produktion der Hyaluronsäure wird stark reduziert. Dadurch fehlt der natürliche „Schmierstoff“ des Gelenkes. Die eingebrachte Hyaluronsäure gleicht dieses Defizit aus, indem sie Wasser bindet und durch die Vernetzung eine visköse Flüssigkeit bildet.

Die Spritze wird häufig fälschlicherweise auch als Knorpelaufbauspritze bezeichnet. Dies entspricht natürlich nicht der Realität. Wie schon erwähnt ist eine Heilung der Arthrose i.S. eines Knorpelaufbaus nicht möglich.

Durchführung
Arthrosetherapie mit Hyaluronsäure

Zunächst erfolgt – sofern noch nicht durchgeführt – eine klinische und radiologische Diagnostik des betroffenen Gelenkes um kausal zu therapierende Ursachen auszuschließen. Anschließend wird der Punktionsort großflächig und sorgfältig desinfiziert. Unter streng sterilem Vorgehen erfolgt dann die Punktion des Gelenkes wobei ein eventueller Reizerguss abpunktiert wird. Dies führt durch „Entlastung“ der Kapselspannung bereits eine sofortige deutliche Beschwerdebesserung. Anschließend wird das Hyaluronsäurepräparat in das Gelenk injiziert. In meiner Praxis kommt hierbei Ostenil® zum Einsatz. Die Punktionsstelle wird nach Entfernung der Kanüle mit einem Pflaster verbunden. Der Patient kann gleich nach der Punktion selbständig die Praxis verlassen und auch das Führen eines PKW ist problemlos möglich.

Anzahl der benötigten Injektionen

Die Anzahl der notwendigen Injektionen variiert je nach Schmerzen und Ausprägung der zu Grunde liegenden Ursache. Im Allgemeinen wird eine Serie von 5 Injektionen empfohlen. Ein schnelles Ansprechen auf die Therapie nach den ersten 1-2 Injektionen spricht für einen guten nachhaltigen Effekt. Die Serie kann im Verlauf bei zunehmenden Schmerzen jederzeit wiederholt werden.

Kosten der Behandlung

Die Kosten für eine Injektionsserie (5 Injektionen) beträgt 250€. Gerne wird eine Rechnung basierend auf der jeweils gültigen GOÄ ausgestellt. Sollten weniger Injektionen erforderlich oder gewünscht sein, ist ein entsprechend anteiliger Betrag fällig.

Wirkdauer

Die Wirkdauer unterliegt starken individuellen Schwankungen und kann nicht vorhergesagt werden. Allgemein kann von einer Wirkdauer von einigen Wochen bis Monate ausgegangen werden. Ein positiver Effekt der Injektion kann naturgemäß jedoch nicht garantiert werden.

Risiken der Injektion

Naturgemäß kann es bei Punktion eines Gelenkes zu einem Gelenkinfekt kommen, welcher eine arthroskopische Gelenklavage (Spülung des Gelenkes) erforderlich macht. Das Risiko hierfür ist bei korrekter Punktionstechnik und sterilem Vorgehen sehr gering und konnte in meiner Praxis (bei mehreren Gelenkpunktionen am Tag) bislang erfreulicherweise nicht beobachtet werden. Des Weiteren kann es zu einer kurzzeitigen Verschlechterung der Beschwerden durch Reizung des Gelenkes kommen.

Kontraindikationen
  • Infekt oder Hautirritation im Bereich des Punktionsortes
  • Verdacht auf einen Gelenkinfekt (Gelenkempyem)
  • Blutungsneigung (Hämophilie)
  • Therapie mit oralen Antikoagulanzien (ASS stellt keine Kontraindikation dar)
  • Chondropathie (Knorpelschaden) V°

Informieren Sie Dr. Michael Kübler vor der Behandlung über alle von Ihnen eingenommenen Medikamente!

Studienlage

Die Studienlage zur Wirksamkeit der Arthrosebehandlung mittels Hyaluronsäure ist unstimmig. Es wurde eine Vielzahl von Studien durchgeführt, nicht in allen konnte eine Wirksamkeit nachgewiesen werden. Allerdings unterscheiden sich die Studien in ihrer Methodik teils erheblich. Eine mathematische Berechnung spricht gegen eine Wirksamkeit in der Arthrosetherapie, allerdings konnte gezeigt werden, dass sich diese mathematischen Modelle nicht auf diese Behandlungsmethode anwenden lassen.

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) sowie der Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) weist ausdrücklich darauf hin, dass ihrer Meinung nach die intraartikuläre Anwendung von Hyaluronsäure einen wichtigen Baustein in der Behandlung der Arthrose darstellt.

Bei Fragen zur Arthrosetherapie mittels intraartikulärer Injektion von Hyaluronsäure steht Ihnen Dr. Michael Kübler jederzeit gerne persönlich zur Verfügung.